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Die Multifunktionalität des Wassers: eine grosse Chance für das Wallis

Bis 2050 werden die Walliser Gemeinwesen den Hauptanteil der Wasserkraft des Kantons besitzen. Dies ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, eine koordinierte Wasser-bewirtschaftung einzuführen, um diese Ressource so effizient wie möglich und entsprechend ihrer vielfältigen Nutzung unter Berücksichtigung der zukünftigen klimatischen Bedingungen zu verteilen.

In diesem Sommer wurde die Schweiz von einer aussergewöhnlichen Dürre heimgesucht, die die Wasserversorgung bis in die Alpen beeinträchtigte. Während die Sommersaison 2022 zu den wärmsten und trockensten gehörte, die je gemessen wurde, bekräftigen Klimaexperten, dass solche extremen Naturereignisse in den kommenden Jahren häufiger vorkommen werden. Dürre, Überschwemmungen, schmelzende Gletscher: Wasser ist für die Walliser Gemeinden, die Eigentümerinnen der Zuflüsse in den Rotten sind, seit langem ein wichtiges Anliegen. Für das Wallis, das Wasserschloss der Schweiz, ist es vor allem eine wertvolle Ressource, die optimal genutzt werden muss.

Christophe Beney, Gemeindepräsident von Ayent, steckt den Rahmen ab: „Es ist noch schwierig, die Auswirkungen des zukünftigen Schwunds des Wildhorn-Gletschers auf die verfügbare Wassermenge im Wassereinzugsgebiet abzuschätzen, aber wir sind dabei, dies zu untersuchen. Die Staumauer von Tseuzier hingegen stellt eine Wasserreserve dar, die es ermöglicht, lange Dürreperioden wie in diesem Jahr zu überstehen.“ Weiter oben im Rhonetal ist die Gegend um Naters ebenfalls stark vom Gletscherrückzug betroffen. Um den zukünftigen Bedürfnissen der Bevölkerung, der Berglandwirtschaft oder des Tourismus gerecht zu werden, muss die Gemeinde ihre Infrastruktur langfristig ausbauen. „Durch den steigenden Wasserbedarf aufgrund des stetigen Bevölkerungswachstums und des zukünftigen Wasserbedarfs der Lonza AG gewinnen die Optimierung der Wasserversorgung und die Nutzung von Synergien in der Agglomeration zunehmend an Bedeutung“, erklärt Charlotte Salzmann-Briand, Gemeindepräsidentin von Naters.  „Das beinhaltet eine Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus.“ In diesem Sinne sollte das Wallis als ein ganzheitliches Wassereinzugsgebiet in einer überregionalen Vision verstanden werden, dass es ermöglicht, eine koordinierte Infrastruktur im Dienst der Gemeinden zu entwickeln, die Eigentümerinnen des Wassers sind.

Eine echte kantonale Strategie für eine wertvolle Ressource

Es ist eine grosse Herausforderung, den steigenden Wasserbedarf vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Bedrohung der Biodiversität zu gewährleisten. Und hier kommt der Kanton ins Spiel: Er ist der Eigentümer des Rottens, dem hydraulischen Rückgrat des Wallis. Als Vorreiter hat er bereits 2014 eine „Wasserstrategie“ verabschiedet, um eine integrierte Bewirtschaftung dieser Ressource mit einer nachhaltigen und langfristigen Vision zu erreichen. Die Multifunktionalität des Wassers — das heisst alle seine Nutzungsmöglichkeiten (siehe Diagramm) — muss bei jedem damit zusammenhängenden Projekt systematisch berücksichtigt werden, um die verschiedenen Interessen bestmöglich zu wahren. „Diese Strategie gibt den Rahmen vor, gibt Impulse und kann die Akteure vor Ort, in erster Linie die Gemeinden, punktuell unterstützen“, fasst Franz Ruppen, der für dieses Dossier verantwortliche Chef des Departements für Mobilität, Raumentwicklung und Umwelt, zusammen.

Um diese komplexe Problematik, die in die Zuständigkeit der Gemeinden fällt, koordiniert anzugehen, müssen die Gemeinden auf eine professionelle Expertise zurückgreifen können. „Eine grosse Herausforderung besteht darin, das gesamte verfügbare Fachwissen zusammenzuführen“, fügt der Staatsrat hinzu. „In diesem Sinne ist die Schaffung der Stelle eines Delegierten für Wasserfragen, der insbesondere die laufenden Arbeiten koordinieren soll, zu einer Priorität geworden.“ Es ist in der Tat notwendig, diesen Gesamtüberblick zu schaffen, um eine rationelle und effiziente Wassernutzung im gesamten Wallis zu gewährleisten. Und auf dieser überregionalen Basis kann die Wasserbewirtschaftung koordiniert angegangen werden. „Im aktuellen, vom Klimawandel beeinflussten Kontext ist es wichtig, dass die Entscheidungsfindung über die bevorzugt zu treffenden Massnahmen auf umfassenden Informationen beruht. Mehrere Akteure, darunter FMV, spielen dabei eine wichtige Rolle“, erklärt Franz Ruppen.

FMV, der intelligente „Werkzeugkasten“ des Kantons und der Gemeinden

Bisher wurde die Multifunktionalität des Wassers in bestehenden Wasserkraftanlagen berücksichtigt, zum Beispiel für die Versorgung der Suonen zur Bewässerung. Heute stellen die Heimfälle und die Projekte zum Ausbau der Wasserkraft eine grosse Chance für die Walliser Gemeinwesen dar, eine nachhaltige Wasserstrategie zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang stellt FMV, die in diesen Abläufen im ganzen Kanton involviert ist, auf natürliche Art und Weise eine Art Werkzeugkasten für die multifunktionale Wassernutzung dar.

Dank ihrer langfristigen Präsenz in allen grossen Wasserkraftanlagen im Kanton wird FMV, die sich im Besitz der Gemeinden und des Kantons befindet, in der Lage sein, lokale und übergreifende Synergien und Chancen zu identifizieren. Der Gemeindepräsident von Ayent bestätigt: „Die Rolle von FMV — künftige Partnerin mit einem Anteil von mindestens 30% an allen Wasserkraftanlagen im Wallis — entwickelt sich hin zu einer Dienstleisterin für die Gemeinden.“ Für die Präsidentin von Naters „spielt FMV bereits eine wichtige Rolle als Kompetenzzentrum für die Heimfälle, und sie wird in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen. Vor allem, weil die Zusammenarbeit perfekt funktioniert.“

TEXT: ÉLODIE MAÎTRE ARNAUD UND PASCAL FAUCHÈRE

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